Endometriose - mein Weg bis zur Diagnose

Habt ihr schon mal etwas von Endometriose gehört?
Nein?
Tja, so ging es mir bis vor kurzem auch. Und dann erfuhr ich, dass es die zweithäufigste Frauenkrankheit sein soll. Wie kann das sein?
Viele Menschen leben scheinbar ohne jegliche Symptome und die Krankheit wird, wenn überhaupt, nur zufällig entdeckt. Doch mich führte es innerhalb von 2 Monaten mehrmals zum Gynäkologen, weil ich permanente Unterleibsschmerzen hatte. Doch von vorn:

Meine Periode bekomme ich erst seit Januar 2017 wieder regelmäßig. Im Jahr zuvor setzte ich die Pille ab und das Post-Pillen-Syndrom führte dazu, dass meine Regelblutung ein halbes Jahr ausblieb.
Ende März diesen Jahres, also im dritten, normalen Monatszyklus ohne die Pille, hatte ich dann Schmerzen im Bereich der Blase. Es war ein dauerhaftes Druckgefühl über mehrere Tage und es schmerzte beim Entleeren der Blase. Ich hatte noch nie eine Blasenentzündung, doch ich vermutete, dass es eine sein könnte. Was denn auch sonst?

Ich ging also zu meiner Hausärztin und erzählte ihr von den Schmerzen, doch der Urintest viel negativ aus - keine Blasenentzündung. Sie vermutete eine gynäkologische Ursache, weshalb ich beim Frauenarzt anrief und einen Tag darauf einen Termin bekam. Meine Gynäkologin machte einen Ultraschall und stellte eine 4cm große Zyste am rechten Eierstock fest. Sie sagte, die Zyste würde mit der nächsten Periode von alleine weggehen und ich sollte bis dahin keinen Sport treiben. Danach sollte ich zur Kontrolle wiederkommen. Ich fand das alles sehr komisch und irgendwie beunruhigend, außerdem hatte ich mittlerweile wirklich starke Schmerzen, die auch in den Rücken und in die Beine ausstrahlten. Ich informierte mich gemeinsam mit meinem Freund zu Hause im Internet und fand heraus, dass es verschiedene Formen von Zysten gibt, unteranderem eine Schokoladenzyste, worauf mein Freund mit "Iiih" reagierte. Dann lasen wir von versprengter Gebärmutterschleimhaut, was auch mir ein "Uuurghh" entlockte. Diese Endometriose sei wohl der schlimmste Fall der eintreten könnte, wenn es sich um Zysten handle, weshalb wir dem keine weitere Beachtung schenkten. Ich hatte eine ganz normale Zyste, die schnell wieder wegging und fertig.

Nachdem ich meine Periode bekam, waren die Schmerzen tatsächlich verschwunden. Bei dem Kontrolltermin ergab der Unterschall, dass die Zyste auf 2 cm geschrumpft sei, es wäre also alles im grünen Bereich. Fand ich wieder komisch, denn die Zyste war ja immer noch da, aber okay.

Als dann zwei Wochen nach meiner Periode die Schmerzen wieder zurückkamen, vermutete ich, dass die Zyste nun doch wieder größer geworden war. Ich ging also wieder zur Frauenärztin, doch sie konnte nichts feststellen. Da die Schmerzen am Unterbauch auf der rechten Seite waren, tippte sie auf den Blinddarm und schickte mich zu meiner Hausärztin.

Ich war nun zum dritten Mal wegen Bauchschmerzen bei meiner Hausärztin. Sie tastete meinen Bauch ab, was Schmerzen hervorrief, doch der Blinddarm schien es ihrer Meinung nach nicht zu sein. Sie nahm mir dennoch Blut ab, um die Entzündungswerte zu checken, doch auch da kam nichts bei rum. Sie war immer noch der Meinung, dass es ein gynäkologisches Problem sei.

Ich war es schon immer gewohnt, von Ärzten ohne Ergebnisse und trotz Schmerzen wieder weggeschickt zu werden. Ich wartete einfach die nächste Periode ab und hoffte, dass das Thema dann endlich vom Tisch sei. Vielleicht war die Zyste beim letzten Mal einfach nicht vollständig geplatzt und brauchte noch einen zweiten Anlauf? Doch auch nach meinen Tagen war noch immer ein komisches Gefühl in meinem Unterleib, es zog hier und da und nach der ersten Hälfte des Zyklus wurden die Schmerzen wieder stärker.

Ich ging also nun zum vierten Mal innerhalb von 6 Wochen zu meiner Frauenärztin, doch sie konnte natürlich wieder nichts feststellen. Jetzt sei eine kleine Zyste auf der linken Seite zu sehen, aber diese gehöre zum normalen Zyklus und könne keine Schmerzen verursachen. Als ich erzählte, dass ich das Gefühl habe, dass die Schmerzen ab dem Eisprung wieder stärker auftreten und bis zur Periode immer mehr zunehmen würden, wollte sie mir die Pille verschreiben. Kein Eisprung - keine Schmerzen. So einfach. Aber nicht mit mir. Dann entschied sie sich plötzlich doch dafür, mir eine Überweisung für eine Bauchspiegelung mitzugeben. Es könnten ja Verwachsungen oder Ähnliches vorliegen, dem sollte man wohl mal nachgehen.

Ich ging mit einem mulmigen Gefühl aus der Praxis und versuchte, nicht zu weinen. Dass ich wegen der Unterleibsschmerzen nun tatsächlich ins Krankenhaus und der Bauch aufgeschnitten werden musste, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Ich bekam direkt für den nächsten Tag einen Termin zum Vorgespräch, wo ich über die Narkose und den Ablauf der Bauchspiegelung aufgeklärt und im Anschluss noch gynäkologisch untersucht wurde. Ich hatte noch nie eine Operation und bekam ganz schön Angst, als mir die Anästhesistin alles erklärte. Die Untersuchung im Anschluss war mir eigentlich egal, ich rechnete nicht damit, dass sie nun doch schon vor der Bauchspiegelung irgendeine Diagnose aufstellen würde.

Ich erzählte der Ärztin im Krankenhaus von meinen Schmerzen und dem Gefühl, dass sie zyklusabhängig seien, worauf hin sie meinte: "Ja, das passt." Als ich sie fragte, wozu das passe, meinte sie, es passe zu Endometriose. Sie erklärte mir kurz, dass es sich bei der Endometriose um Gebärmutterschleimhaut handelt, die außerhalb der Gebärmutter angesiedelt ist und den gleichen Zyklus durchläuft. Es blutet also jeden Monat frei in den Bauch, wodurch starke Schmerzen entstehen können. Findet man solche Herde bei der Bauspiegelung, wird ein weiterer Schnitt gemacht, um die Herde zu entfernen. Danach müsste ich mein Leben lang die Pille nehmen, um den Zyklus zu beeinflussen und eine erneute Ansammlung von Herden zu vermeiden bzw. bis zur Schwangerschaft herauszuzögern.Sofort sträubte sich in mir alles. Die Pille? Nein, die hatte ich doch erst vor kurzem abgesetzt, weil sie mir überhaupt nicht guttat. Ich hab eine total negative Einstellung zu Hormonen entwickelt und war froh, dass ich die künstlichen Hormone seit kurzem aus meinem Körper verbannt hatte.

Als ich aus dem Krankenhaus rauskam war ich fix und fertig, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Eine chronische, unheilbare Krankheit im Unterleib. Meine Internetrecherche gab mir dann den Rest, denn Endometriose wird oft mit Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht.

Bis zur OP waren es noch 5 Wochen. In diesen Wochen kaufte ich mir Bücher über Endometriose, notierte mir alles Wichtige und versuchte, so viel wie möglich über komplementär-medizinische Behandlungsverfahren herauszubekommen. Eine Operation war wohl unumgänglich, da sich Endometriose zumindest bis jetzt nur über eine Bauchspiegelung feststellen lässt. Außerdem sollten die Herde entfernt werden, um Vernarbungen und Verwachsungen von Organen zu vermeiden. Und natürlich um die Schmerzen zu lindern.

Meine Periode war mittlerweile unerträglich geworden. Mir war kotzübel, ich musste mich im Bad vor Schmerzen am Waschbecken stützen und krümmte mich den ganzen Tag über mit meiner Wärmfalsche im Bett. Außerdem suchte ich mir einen anderen Frauenarzt, meine Ärztin war so inkompetent, zu ihr wollte ich auf keinen Fall zurück. Der neue Arzt war sehr nett, hat sich Zeit für mich genommen und mich bestärkt, dass ich alles richtig mache und es meine Entscheidung ist, ob ich die Pille nehmen möchte oder nicht.

Vor der OP war ich sehr aufgeregt. Ich hatte keine Zweifel mehr daran, dass ich tatsächlich unter Endometriose leide, doch ich hatte Angst vor dem Ausmaß der Krankheit. Wie viele Herde habe ich, wo haben sie sich überall angesiedelt, bin ich noch fruchtbar? Wo müssen sie meinen Bauch aufschneiden, bin ich danach noch schön?

Alle, die mir gesagt haben, die Narkose sei überhaupt nicht schlimm, hatten Unrecht. Als ich das Mittel gespritzt bekam, hatte ich starke Schmerzen im Arm, ich bekam keine Luft mehr und hatte das Gefühl, mein Herz würde wie verrückt rasen. Ich bin weinend und in Panik eingeschlafen und meine, im Hinterrund noch piepende Geräte gehört zu haben.

Als ich aufwachte, überprüfte ich sofort meinen Bauch. Vier große Pflaster. Eins über meinem Bauchnabel wegen der Bauchspiegelung und drei am Unterleib. Links, mittig und rechts. Immerhin symmetrisch. Bedeutet das, es waren Endometrioseherde an beiden Eierstöcken vorhanden? Ich wollte unbedin
gt mit einem Arzt sprechen und mir wurde gesagt, dass bald einer kommen würde. Stunden vergingen.

Eigentlich sollte der Eingriff ambulant stattfinden, doch auch am Abend ging es mir noch nicht besser. Sofern ich aufstand wurde mir schwarz vor Augen, ich bekam Atemnot und wahnsinnige Schmerzen in der Schulter. Eine Nacht musste ich also auf jeden Fall dableiben.Als ich schon nicht mehr glaubte, dass der Arzt noch kommen würde, tauchte er dann doch noch um halb 10 abends auf. 12 Stunden nach meinem Eingriff. 12 Stunden in Unwissenheit, was sie mir entfernt haben. Aber das ist ja nicht so schlimm. Er erklärte mir, dass sie nur einen Herd an der Gebärmutterrückwand gefunden und diesen entfernt hätten. Das Laborergebnis stehe noch aus, aber es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit die Endometriose. Am nächsten Tag sollte ich entlassen werden und die Behandlung übernehme mein Frauenarzt, es werde die Einnahme einer Pille enpfohlen.

Jaja, ich weiß, die Pille. Die kann mich mal. Ich mach mein eigenes Ding. 

Am Samstag, einen Tag darauf, konnte ich immer noch nicht aufstehen. Mein Blutdruck lag bei 80 zu 70 (Normalwert sollte bei 120 zu 80 liegen) und der Arzt wollte mich rauswerfen. Der Hinweis der Schwester führte dann dazu, dass ich noch einen Tag bleiben durfte.


Am Sonntag verlies ich dann das Krankenhaus. Mit der Gewissheit, dass ich Endometriose habe und nun ein Herd weniger in mir wütet. Mit 4 OP-Wunden am Bauch, mit Schmerzen und Schwindel. Und das ganze im Schneckentempo. Auch Tage später war mir noch übel und schwindelig. Von wegen eine Narkose wäre harmlos. Für meinen Körper war es die Hölle.

Als ich dann endlich nach 4 Wochen (!) und zig Anrufen im Krankenhaus den OP-Bericht bekam, fand ich heraus, dass der Arzt mir Schwachsinn erzählt hat. Der Herd war nicht an der Gebärmutterhinterwand, sondern am Halterungsbrand zwischen Gebärmutter und Kreuzbein. Das erklärt auch meine starken Rückenschmerzen während der Periode. Darüber hinaus haben sie eine Zyste am Eisterstock entfernt, aber das war wohl nicht der Rede wert.

Ich bin also eine junge Frau im Alter von 21 Jahren, mit Endometriose. Ich wurde operiert und der Herd wurde entfernt. Doch jetzt, 2 Monate später, habe ich immer noch Schmerzen. Die Periode ist zwar nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor, aber ich habe starke Rückenschmerzen während der Tage und auch weiterhin zyklusabhängige Schmerzen. Ich werde alle möglichen Alternativen testen, bevor ich mich zu der Pille breitschlagen lasse.

Schreibt mir gerne eure Erfahrungen, ich bin über jegliche Tipps sehr dankbar.

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